4/25/2015

FIREBALL XL5

1962 war das Jahr, in dem die Puppen den Weltraum eroberten, denn Supermarionation-Erfinder Gerry Anderson brachte seine erste Marionetten-Fernsehserie heraus, die im All spielt. Im Gegensatz zu seinen späteren Erfolgen "Thunderbirds" oder "Captain Scarlet" ist "Fireball XL5" in schwarz-weiß und weist in seiner liebevollen und selbstgebastelten Optik auf die deutsche Serie "Raumpatrouille Orion" voraus - wer erinnert sich hier nicht an die Bügeleisen als Steuerknüppel -, die allerdings erst 1966 deutsche Wohnzimmer enterte.
Die Puppen in "Fireball XL5" haben allesamt sprechende Namen: Der Held Steve Zodiac meistert jede Situation locker, seine Begleiterin Dr. Venus ist für die damalige Zeit sehr emanzipiert und himmelt ihn nur sehr verhalten an und Dritter im Bunde ist Prof. Matthew Matic, ein zerstreuter, jedoch genialer Wissenschaftler. Interessanterweise ist die Crew international, wie auch später bei "Raumpatrouille Orion" oder "Stark Trek": Dort gibt es einen sturen schottischen Techniker namens Scotty, in "Fireball XL5" gab es diesen bereits vier Jahre vorher in der Figur von Jock, der sein geliebtes Haggis um keinen Preis auch im Weltraum nicht missen will.
Die Serie spielt im Jahr 2062, aber so lange hat es in der Realität nicht gedauert, sie zu ehren, denn 2011 bekam sie, neben anderen Anderson-Erfolgen eine eigene Briefmarke spendiert: So etwas anachronistisch wie die Post gab es in "Fireball XL5" jedoch nicht mehr, da gibt es coole Video-Voices, also einen Vorläufer von Skype und die Puppen können sich dank "Oxygen Pills" auch ohne lästige Raumanzüge im All bewegen.


Sehr reizend sind auch kleine Ideen in der Serie, die Puppen echte Zigarren rauchen zu lassen, mit echten Tieren konfrontiert zu werden oder eigene "Puppen"-Serien im Fernsehen anzuschauen. All diese mit Liebe zum Detail produzierten Ausstattungen sorgen dafür, dass man die Schnüre an den Marionetten als Zuschauer schon bald nicht mehr wahrnimmt und kindlich-fröhlich in die Miniaturpuppenwelt eintaucht. Das Paar Sylvia und Gerry Anderson tat das offenbar auch mit Leidenschaft und Sylvia übernahm oft die weibliche Synchronisation bei vielen Puppen, wie hier für Dr. Venus mit charmantem französischen Akzent:


Gerry selbst sprach nur ein einziges Mal eine seiner Figuren und zwar in "Fireball XL5", Robert the Robot, der mit einem sehr Kraftwerk-artigen ON-OUR-WAY-HOME einen sehr speziellen Sound in die Serie einbrachte, denn er benutzte dafür die Sprechhilfe ElectroLarynx, die eigentlich für kehlkopfoperierte Patienten gedacht ist. Und mit dem so futuristisch klingenden Kommando FULL POWER setzte er das Raumschiff und die Abenteuer in Bewegung! Ready? Let's go:
 

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